Produktivitätshäppchen: Wirtschaftsentwicklung seit der Pandemie

Dieses Mal dreht sich das Produktivitätshäppchen nicht im engeren Sinn um Produktivität, sondern ganz bewusst einfach nur um das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts seit der Pandemie. Welche Länder haben sich beim Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) schnell erholt? Welche sind in einer Krise?

Die Entwicklung seit dem vierten Quartal 2019 – also dem letzten Quartal vor Ausbruch der Pandemie – zeigt interessante Unterschiede zwischen den Ländern, die fast 15 Prozent ausmachen. Während die Wirtschaftsleistung der USA um fast 15 Prozent höher liegt, blieb Deutschland nach Jahren der Stagnation auf dem gleichen Niveau wie 2019 (Abbildung 1). Die Schweiz hat sich recht günstig entwickelt – ihr BIP liegt mehr als zehn Prozent über dem Niveau von 2019. Interessant ist, dass die Schweiz wie so häufig grössere Krisen relativ glimpflich übersteht. Der Einbruch im Jahr 2020 war vergleichsweise gering und die Erholung danach verlief zügig. Österreich macht ähnlich wie Deutschland eine wirtschaftliche Schwächephase durch. Der Euroraum hat im Durchschnitt nur ein moderates Wachstum erlebt.

Wenn man die Entwicklung der Schweiz mit den drei grossen Ländern des Euroraum vergleicht (neben Deutschland sind dies Frankreich und Italien) dann erkennt man eine deutlich bessere ökonomische Erholung in der Schweiz (Abbildung 2). Der Vergleich mit diesen drei grossen europäischen Nachbarländern prägt unseren Blick auf Europa. Deutschland, Frankreich und Italien sind alle ökonomisch am Schwächeln, vor allem auch durch eigene Versäumnisse in der Vergangenheit. Immerhin hat sich Italien offenbar etwas aus seiner zwanzigjährigen Stagnationsphase befreien können und ist etwa im Durchschnitt des Euroraums gewachsen. Neben den Geldern aus EU-Fonds haben auch eigene Reformen dazu beigetragen.

Wenn man nun die Schweiz mit anderen wichtigen Ländern in Europa vergleicht, erkennt man auch da eine etwas günstigere Entwicklung der Schweiz (Abbildung 3). Nur die polnische Wirtschaft, die weiterhin ein Wirtschaftswunder erlebt, hat dynamischer zugelegt. Aber der Vorsprung der Schweiz ist gering. Wenn man also nicht nur auf unsere drei grossen EU-Nachbarländer schaut, ist die ökonomische Entwicklung in Europa nicht berauschend, aber auch nicht so schlecht, wie man oft denkt.

 

Abbildung 1:

 

Abbildung 2:

 

Abbildung 3: