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Anders als manchmal behauptet wird, hat sich die Produktivitätslücke zwischen den USA und Europa (inklusive Deutschland) seit der Jahrtausendwende nicht kontinuierlich ausgeweitet, sondern ist vor allem das Resultat der schwächeren Entwicklung vor der Finanzkrise und nun der Doppelkrise aus Pandemie und Energiekrise. Zwischen Finanzkrise und Pandemie war das Produktivitätswachstum fast in allen Ländern schwach.
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In Deutschland liegt die Produktivität deutlich über dem Durchschnitt des Euroraums und nur leicht unter dem Niveau der Vereinigten Staaten.
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Deutschland und der heutige Euroraum konnten in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg den Produktivitätsrückstand zu den USA laufend verringern und in den 1990er Jahren teilweise ganz aufholen.
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Unbestritten hat sich in Deutschland und einigen anderen Ländern Europas ein Investitions- und Innovationsstau aufgebaut. Momentan gibt es wenig Hoffnung, dass Deutschland und der Euroraum die Produktivitätslücke zu den USA bald werden schliessen können. Aber ein weiteres Auseinanderdriften kann vermieden werden.
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Durchaus sinnvolle Handlungsempfehlungen – etwa kürzlich mit Abstrichen in den Berichten von Draghi und Letta – gibt es schon lange viele (teilweise gibt es aber meiner Meinung nach einen zu starken Fokus auf Industriepolitik). Aber genau so, wie die europäische Wirtschaft insgesamt Mühe hat, das technologische Wissen in erfolgreiche Produkte zu transferieren, scheint die Politik momentan Schwierigkeiten zu haben, aus den zahlreichen und sich allerdings manchmal auch widersprechenden Lösungsansätzen wirklich erfolgreiche Politikmassnahmen abzuleiten.


